Beschreibung:
Wir sehen ein geerntetes Getreidefeld, auf dem ein Haufen Weizenhalme zum Abtransport bereit liegen. Angelehnt im Vordergrund die Sense, welche der Karte auch den Nahmen verleiht. Es wird August sein, der Erntemonat für die meisten Getreidesorten. Kein Mensch ist zu sehen. Der Hintergrund erinnert mich an den frühen, beginnenden Tag, wenn alles noch ein wenig im Nebel der Nacht liegt. Der Tag ist früh, die Arbeit wartet. Die Karte hat etwas Friedliches. Die Sense liegt nach getaner Arbeit auf dem Stroh und wartet auf den nächsten Einsatz. Das Korn ist zum Mahlen und verarbeiten bereit.
Zu Zeiten von Madame Lenormand herrschte in Europa noch vorwiegend die Agrargesellschaft mit ihrem feudalen System. Die Mehrheit der Menschen zählte zum Bauernstand und verdiente sich ihren täglichen Lebensbedarf, meist als Leibeigene, in den Ländereien der Grundherren. Grundherren waren in der Regel Angehörige des Adels oder der Kirche, sie herrschten, verwalteten und schützten. Das Bauerntum war für die Nahrungsversorgung zuständig. Es bestellte die Äcker, brachte die Ernte ein, züchtete Vieh und verrichtete alle anfallenden niederen Arbeiten.
Damals bildete Arbeitszeit und Freizeit mehr oder weniger eine Einheit. Phasen des Schaffens und Phasen der Ruhe gingen ineinander über. Wohn- und Arbeitsort waren üblicherweise nicht getrennt. Der Arbeitstag begann oft mit Sonnenaufgang und endete mit Sonnenuntergang. Durchgearbeitet wurde aber nicht. Der Arbeitstag war wesentlich durch ausgiebige Pausen geprägt: Etwa für das Frühstück, das Mittagessen und den üblichen Nachmittagsschlaf.
Durch die Französische Revolution wurden zwar erste Menschen- und Bürgerrechte eingeräumt, die Bauern jedoch blieben nach wie vor in Abhängigkeit von adeligen Großgrundbesitzern oder sogar noch in Leibeigenschaft. Dennoch gab die Französische Revolution den entscheidenden Impuls für die sogenannte Bauernbefreiung. Die die Ablösung der persönlichen Verpflichtungen der Bauern gegenüber ihren Grund- und Leibherren vorantrieb. Allerdings hatte auch die Befreiung der Bauern aus der Abhängigkeit eine Kehrseite: die Bauern mussten für das Land, das sie als Eigentum erhielten, dem früheren Besitzer eine Entschädigung bezahlen. Zugleich entfiel der Versorgungszwang des Großgrundbesitzers für die von ihnen abhängigen Bauern.
Die Bauernbefreiung förderte zwar die moderne, rationell produzierende Landwirtschaft, zugleich zwang sie aber die nicht wettbewerbsfähigen Kleinbauern zur Abwanderung in die Städte. Dort trafen sie auf die Handwerksgesellen und Meister, die durch die Aufhebung des Zunftzwangs und die entstehenden Fabriken keine auskömmliche Arbeit fanden. Aus diesem Heer der Arbeitslosen und Unterbeschäftigten rekrutierte zu Beginn der industriellen Revolution die Industrie, zu Billigstlöhnen und unter teils menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen, ihre Arbeiter. Arbeitsschutz, geregelte Arbeitszeiten, Essenspausen oder Urlaub gab es nicht. Im Gegenteil, die Unternehmer versuchten durch Arbeitszeitverlängerung das in die Maschinen und Fabriken investierte Kapital schnellst möglich zu amortisieren. Nun war der Mensch zwar nicht mehr Leibeigener, musste sich aber dem Diktat der Unternehmer unterwerfen und die Maschinen gaben den Takt vor. Es wurde schwer und hart geschuftet und die Verletzungsgefahr war hoch.
Davon abgesehen, dass zu Lebzeiten von Marie-Ann Lenormand die meisten Menschen auf dem Land arbeiteten und deswegen diese Karte so treffend die lohnabhängige Arbeit symbolisiert, ist die Sense die Karte, die wie keine andere Lenormandkarten den Zusammenhang darstellt, das wir für unser täglich Brot arbeiten müssen. Die Sense stellt die Arbeitskraft dar, die wir aufwenden müssen um das Korn zu ernten. Die Ernte ein zu fahren ist der Mühe Lohn, die unser tägliches Überleben sichert. Wir alle sind gezwungen zu Essen und müssen dafür etwas tun!
Keine andere der Lenormandkarten symbolisiert unsere Abhängigkeit von unserer Arbeitsleistung besser, als die Sense! Wer nichts tut, geht unter. Wer viel tut, kommt weit!
Diese Karte zeigt ein überlegtes, geplantes, strukturiertes und nachhaltiges Arbeiten. Erst kommt das Sähen der Saat, dann das Aufziehen des Getreides, am Schluss der Lohn „die Ernte“. Hier geht es nicht um das Prinzip, von der Hand in den Mund, wie zur Jäger- und Sammlerzeit. Mit dem Ackerbau wurde der Mensch sesshaft und die Vorratsspeicherung möglich. Hier geht es auch nicht um die Einzelleistung, sondern um die Gruppe und deren Versorgung. Unsere Mühen und Anstrengungen bescheren uns volle Getreidekammern.
Gefahren liegen in der Abhängigkeit von der Witterung. Diese kann die Ernte gut oder schlecht ausfallen lassen. Ein plötzlicher Hagelschauer oder eine Trockenperiode kann alles vernichten was wir zuvor aufbauten. Kein Essen zu haben, wäre Gefährlich! Damit zeigt die Karte auch die Abhängigkeit von den Bedingungen. Nichts tun ist gefährlich, aber wie oben beschrieben bergen auch die Arbeit und der Arbeitsmarkt ihre Gefahren.
Bei der Sense geht es um das beständige und nachhaltige Handeln, den Widrigkeiten trotzen, die Unterwerfung unter die Bedingungen und die Geduld für die Zeitabläufe. Es geht um wiederkehrende Arbeitsabläufe, das tägliche Arbeiten, die Beständigkeit und die Kraft die wir dazu benötigen. Durchhalte- und Durchsetzungsvermögen sind gefragt um die Ernte einzufahren. Der Mühe Lohn! Auch im übertragenen Sinne.
Und auch mich hat diese Karte viel Mühen und Anstrengungen gekosten, mir viel Arbeit gemacht! Es war nicht leicht die richtigen Worte zu finden und ihren Sinngehalt geschmeidig zu erklären. Eine arbeitsintensive Karte : )
Die Sense ist zudem ein altes Symbol für das Verstreichen der Zeit. Kaum ist die Ernte eingefahren, schon beginnt der Kreislauf von neuem. So reihen sich die Jahre aneinander.
Die Sense steht auch für das Abtrennen im Allgemeinen. Hier wird etwas abgeschnitten. Unwiderruflich! Das kann nötig sein, oder eine Warnung vor übereilter Handlung, die nicht mehr rückgängig zu machen ist.
Um die Sense schwingen und das Getreide abschneiden zu können, benötigen wir Kraft und Durchsetzungsvermögen. Damit zeigt die Sense auch ein gewisses Potenzial der Aggressivität. Und wenn wir nicht vorsichtig sind, dann verletzten wir uns!
Zum Schluss noch ein wichtiger Aspekt der Karte. Sie hat zwei Seiten. Eine Lohnbringende und eine Gefährliche. Wir achten wohin die Spitze zeigt!
Nach dieser Beischreibung, was würde dir zu den folgenden Schlagworten einfallen? Erst selber überlegen, dann schauen!
Hauptschlagworte
Lohnabhängige Arbeit, Arbeitsplatz, Ernte, Notwendigkeit, Gefahr.
Weitere Schlagworte
Beschäftigung, etwas tun müssen, der Mühe Lohn, Ernten, Erntezeit, Reif, Reifungsprozess, Wiederkehrendes, Waffe, Trennen, Aggression, Abhängigkeit, Unterordnung, Plötzlich, Unerwartet.
Jahreszeit
August
Uhrzeit
Sonnenaufgang, Morgen.
Zeitkarte
Überraschend, unerwartet, schlagartig, plötzlich, aber auch immer wiederkehrender Zeitablauf, die Endlosschleife, arbeitsintensive Phase. Als Einzelkarte immer: es gibt was zu tun, bevor…!
Zahlenkarte
Sehr viele.
Person
Karo Bube – Hier haben wir einen jungen, kräftigen Mann. Er kann anpacken und ist bisweilen ein wenig hitzig. Arbeitskollege, Angestellter.
Personenbezogen
Kräftige, muskulöse Erscheinung.
Ortsbezogen
Auf dem Land, auf dem Feld, im Gemüsebeet.
Charaktereigenschaft
Stratege, kann anpacken, durchsetzungsstark, Workaholic.
Körperlich
Schnittverletzungen, operative Eingriffe, Zähne, Kiefer.
Liebe
Pflanzen, züchten, ernten ist das Motto. Ohne Saat keine Ernte! Hier geht es um die Bereitschaft die Dinge wachsen zu lassen. Gibt es niemanden im Leben, dann zeige Einsatz. Du musst die Saat sähen. Wenn du nichts machst, dann wird nichts werden.
Beruflich
Eine arbeitsintensive Phase, es gibt was zu tun. Sich den Lohn verdienen!
Finanziell
Anlegen, zurücklegen.
Denken
Strukturiertes, strategisches Denken.
Fühlen
Sich abhängig fühlen!
Vorgehen
Konsequentes Handeln und Auftreten.
Einzelkarte
Das Hauptthema der Lenormandkarte die Sense ist die Arbeit. Wir müssen etwas tun, um Ernten zu können. Dabei geht es um überlegtes und nicht überstürztes Handeln. Wir brauchen die Bereitschaft den Dingen ihren Entwicklungsprozess zu lassen. Trotze den Widrigkeiten und achte auf die Witterung! Erst wenn die Zeit reif ist kannst du ernten!
Deutung der Lage im Verbund
In der großen Tafel steht die Sense immer für unseren Arbeitsplatz, unsere Arbeitsstelle, dass wo wir unseren Lebensunterhalt verdienen. Zum Beispiel die Hausfrau = Haus und Sense / der Unternehmer = Schiff und Sense / der Rentner = Anker und Sense / Arbeitslos = Sarg und Sense. Wenn wir wissen wollen wie es auf der Arbeit läuft, dann schauen wir nach der Sense und deuten die umliegenden Karten. Störche zeigen Veränderungen, Wolken dicke Luft, der Ring einen Arbeitsvertrag etc..
In anderen Verbundlegungen steht die Sense (wenn nicht nach der Arbeit gefragt wurde) für: hier gibt es etwas zu tun.
Wichtig: Bei der Sense achten wir auf die lohnbringende und die gefährliche Seite!
Die Lage im Verbund kann im Allgemeinen wie folgend gedeutet werden:
Sense vor angrenzenden Karten: hier ist mit Gefahren zu rechnen, bei angrenzenden Personenkarten mit Unfallgefahr.
Sense über einer Karte: hier können sinnbildlich Köpfe rollen. Das Damoklesschwert hängt darüber.
Alle angrenzenden Karten vor und über der Sense: hier wird nach Mühe und Anstrengungen geerntet.
Der Spruch auf der roten Eule
Sense immerdar warnt Dich vor Gefahr, kannst ihr nicht entflieh´n wohin Du mögest zieh´n.
Das klingt so düster und wir oft falsch verstanden. Die Sense fordert uns immer zur Arbeit auf. Wenn wir unsere Hausaufgaben nicht machen, sieht es düster für uns aus. Das ganze Leben besteht aus Arbeit, geistiger sowie körperlicher. Die Sense treibt uns mit ihrer Spitze immer wieder an. Egal wohin wir flüchten, Essen brauchen wir immer. Gemeint ist, dass wir uns unseren täglichen Aufgaben stellen sollen. Gefahren lauern überall, auch im nichts tun! Kein Risiko ein zu gehen, kann auch ein Risiko sein.